Keine Lust auf Durchschnittsfotos

Verfasst von: Gisbert Kühner
Blick auf Heidelberger Schloss
Blick auf Heidelberger Schloss  Bild: Geka Presse&Foto
Die Fotos sind im Kasten. Ihre Absicht, war es eine bestimmte Stimmung einzufangen, z.B. den Morgennebel, der noch in der Landschaft hängt. Dann die Enttäuschung am Rechner: die Fotos haben nicht die erwartete Qualität. Und jetzt? Nicht löschen, besser bearbeiten!

Sonntagmorgen. Andere haben noch kein Auge geöffnet. Und sie, sie stehen in aller Herrgotts früh mit ihrer Kamera in der Natur und wollen eine reizvolle Stimmung abbilden. Die Speicherkarte ist voll und sie können es kaum abwarten, das Ergebnis ihres Shootings am Rechner zu sehen. Sie sind enttäuscht, denn das Ergebnis ihrer früh morgendlichen Aktion entspricht nicht ihren Erwartungen. Die Stimmung, die sie mit bloßem Auge wahrgenommen haben, findet sich in den Fotos nicht wieder. War ihr ganzer Aufwand umsonst? Ja, aber nur dann, wenn sie aufgeben und die Fotos abspeichern und nie mehr anfassen oder gar löschen. Wie wäre es denn, die Möglichkeiten, die die bekannten Bildbearbeitungsprogramme bieten auszutesten?

Ritter, Altes Foto (Bild: Geka Presse&Foto)

Für Landschaftsaufnahmen bieten sich gerne Weitwinkel-Objektive an. Die meisten, auch gute Objektive, haben ein Problem nicht nur bei offener Blende: Krumme Masten und Laternen und einstürzende Gebäude sind nicht gerade prickelnd. Der Grund dafür ist, dass die Objektive verzeichnen. Gerade Linien werden nicht gerade, sondern gebogen abgebildet. Gerade Linien, die horizontal oder vertikal durch die Bildmitte verlaufen, bleiben jedoch immer gerade. Streulicht und Blendenreflexe tun ihr übriges dazu, dass sie unzufrieden sind. Wenn sie Weitwinkel Zoomobjektive einsetzen, potenzieren sich diese Probleme noch weiter. Schon bei der Aufnahme haben sie gemerkt, dass entfernte Objekte leicht blau gefärbt waren. Ursache für dieses Phänomen  ist die Lichtbrechung. Die Fotos wirken blass und wenig detailreich.

Ritter,Originalfoto
Ritter, HDR altes Foto
Ritter, Verzeichnung beseitigt
Uni-Bibliothek, HDR vom Einzelbild (Bild: Geka Presse&Foto)

Skylight- oder UV-Filter helfen nur bedingt. Die bekannten Bildbearbeitungsprogramme bieten meist Korrekturfilter für das Entfernen von Verzeichnungen an. Interessant ist auch das Gratis-Tool ShiftN, das einfach und schnell stürzende Linien in Fotos korrigiert. Wer gerne Gebäude oder Architektur fotografiert, sollte dieses Tool unbedingt testen. Im Gegensatz zur visuellen Wahrnehmung leiden Fotografien, die mit herkömmlichen Digitalkameras erzeugt wurden, häufig an Über- und Unterbelichtungen. Wandeln sie ihre blassen, blau gefärbten Fotos doch einmal in HDR um. High Dynamic Range Fotografie, kurz HDR, setzt sich zum Ziel, den Kontrastumfang innerhalb eines Fotos scheinbar zu erhöhen. So können sehr helle und sehr dunkle Bildelemente in einer Aufnahme miteinander vereint werden. Meist entstehen so Fotos, die weit über den für die Kamera erfassbaren Kontrastbereich hinaus Zeichnung sowohl in den Tiefen als auch in den Lichtern aufweist. 

Bei HDR-Fotos werden Bilddateien mit einem Dynamikumfang erzeugt, der die in der Natur vorkommenden Helligkeiten in ihrer Gesamtheit besser erfassen kann. Die Basis für ein HDR-Foto bilden üblicherweise verschieden belichtete Aufnahmen desselben Motivs. Es sind aber auch Anwenderprogramme ( teilweise sogar freie Versionen ) auf dem Markt, die HDR-Fotos aus einem einzigen Foto erzeugen. Das bedeutet natürlich nicht, dass sie auf die Belichtungsreihen verzichten sollen. Um ein Foto zu „retten“, ist die Konvertierung eines Einzelbildes in HDR allemal eine Alternative. Viele Programme bieten zu dem Foto die unterschiedlichsten Endergebnisse an. Viel einfacher kann man es nicht haben. Wie wäre es denn mit noch mehr Experimentierfreudigkeit? Surrealistische Filter sind vielleicht gewöhnungsbedürftig.

Originalbild
HDR-Konvertierung
HDR und Filter Altes Foto

Für die meisten Fotos habe ich den Filter „Altes Foto“ verwendet. Nach meiner Meinung hat die Nutzung dieses Filters die ursprünglichen Fotos aufgewertet. Die Fotos wirken wie Federzeichnungen. Mir gefällt das, ist aber Geschmackssache. Noch eine grundsätzliche Anmerkung: das soll kein Plädoyer dafür sein, Fotos „zu Tode“ zu bearbeiten. Es gilt immer noch, dass 1. Priorität soweit wie möglich an der Originalaufnahme zu bleiben. Aus einem schlecht gewählten Motiv und falschen Belichtungswerten kann im Übrigen auch mit noch so viel Bearbeitung kein Meisterfoto entstehen. Es geht einfach darum, zu versuchen mit den vorhandenen Hilfsmitteln die Bildqualität zu verbessern. Sollten sie ihre künstlerische Ader entdecken, müssen sie so oder so experimentieren.

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Artikelsignatur: Gisbert Kühner | Autoren-Ressort: www.Gisbert-Kuehner.reporters.de
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